PRE65 Scottish Two Day Trial
die Tage vor dem Bewerb, 27.-28.4.2011
Das Fieber erwachte
Es war Mittwoch abend, 27. April 2011. Andrea und ich hatten gerade eine Rundreise durch das schottische Hochland absolviert. Bis jetzt war es ein Urlaub, wie viele andere auch. Doch an diesem Mittwoch war es irgendwie anders. Urquhart Castle: uninteressant! Loch Ness: uninteressant! Autofahren: uninteressant! Kaledonischer Graben: bedingt uninteressant! Denn am Ende dieses Landschaftseinschnittes mit seinen vielen Schleusen, die Schottland eine Querung am Wasserwege von Inverness an der Nordsee bis Fort William am Loch Linnhe, der in den Atlantik mündet. Mit dem Namen Fort William kamen wir der Ursache meiner inneren Unruhe an diesem Tag schon sehr nahe: Es war das Zentrum des Scottish Six Day Trial.
Ja, der Trialvirus hatte erbarmungslos eingesetzt, das Fieber wütete bereits, ich konnte es kaum noch erwarten nach Kinlochleven zu kommen, dem Austragungsort des PRE65 Scottish Two Day Trial, das traditionell freitags und samstags vor den SSDT ausgetragen wurde.
Am Mittwoch abend vereinbarten wir telefonisch mit Gerhard Ehrenreich ein Treffen für den nächsten Tag für ca. 12.00 Uhr in Kinlochleven. Gerhard kam mit seiner Frau Helga und Sohn Martin im eigenen PKW angereist. Im seinem Anhänger befanden sich neben der BSA C15 von Gerhard und der Montesa Cota RT4 des SSDT-Teilnehmers Martin auch meine BSA Bantam, sowie meine Trialsachen. Andrea und ich hatten ein Quartier in North Ballahullish an der Mündung des Loch Linnhe und Loch Leven, ca. 20 Auto-Minuten von Kinlochlochleven entfernt, bezogen.
Endlich im Fahrerlager!
Endlos schien mir der Vormittag am Donnerstag, bis wer endlich nach Kinlochleven fuhren. Das Fahrerlager, lag gleich neben dem ehemaligen Aluminiumwerk, und war im ca. 880 Einwohner zählenden Ort nicht zu verfehlen. Noch war die Anzahl der Wohnmobile überschaubar. Gleich im Bereich der Zufahrt begrüßten uns Joe Howells und George Greenland, die auch in unseren Breiten gut bekannt sind, auf das Herzlichste.
Unserem Bewegungsdrang folgend, spazierten Andrea und ich gleich einmal zu einer der bekanntesten Sektionen weltweit: die Pipeline. Wir folgten den bereits gesteckten Hinweisfeldern einem Schotterweg entlang. Da lag sie vor uns. Beginnend in einer leichten Steigung auf losem und grobem Schotter, führte sie schnurgerade und immer steiler werdend den Berg hinauf. Als Doppelsektion gesteckt, hätte die Gesamtlänge für fünf bei uns sehr lange Sektionen gereicht. Der Übergang zur Zweiten Subsektion begann gleich einmal mit einer kleinen Felsstufe und gleich danach wurde es felsig und holprig. Keine Höchstschwierigkeiten vorhanden ich schätzte es als durchaus machbar ein. Aber die Steilheit, die Länge und vor allem dieser verflixte lose Untergrund würden wohl die großen Unbekannten dieser Rechnung werden. Die Sektionsanlage reichte, dass die üblicherweise marschfeste Andrea beim Übergang von erster auf zweiter Subsektion auf eine Besichtigung des zweiten Abschnitts verzichtete.
Mich konnte nichts davon abbringen, ganz rauf zu laufen. Am Ende der zweiten Sektion kam mir ein Wanderer entgegen, der zuvor noch oben, ganz am Ende der Auffahrt, wohin die Sektion nur bei der SSDT führte, kam. Nahezu ehrfürchtig erzählte der Engländer, dass es bei der SSDT auch früher schon ganz rauf ging. Auch wenn es damals vielleicht etwas anders ausgesehen hatte und die Furchen vielleicht nicht ganz so tief ausgeschwemmt waren. Aber sein Vater und sein Onkel hatten bereits beim SSDT teilgenommen, er wolle dieses Jahr nur mal zusehen und im nächsten Jahr hoffte er, bei den PRE65 teilnehmen zu können. Ein Beispiel dafür welchen Stellenwert dieser Bewerb auch für die Briten hat.
Im Fahrerlager zurück angekommen, trafen wir die Familie Ehrenreich. Während sich die Frauen in ein naheliegendes Lokal verabschiedeten, wurden noch letzte Feinheiten an den Motorrädern überprüft, eingestellt bzw. nachgebessert.
Die BSA Bantam weckte viele Erinnungen
Anfänglich war ich erstaunt, welche Beachtung die Bantam bei einigen Herren älteren Semesters fand. Mehrfach wurde ich von Leuten angesprochen, daher verstand ich bald was die Ursache dafür war:
Die Bantam war in den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das Einstiegsmotorrad für sehr viele Engländer und daher gleichzeitig auch oft das erste Trialmotorrad für diese Menschen. Die Teilnahme einer ziemlich original belassenen Bantam erweckte entsprechend viele Emotionen. Unter anderem wurde ich vom angeblich ersten Privat-Fahrer angesprochen, der die SSDT mit einer Starrrahmen-Bantam durch fuhr. Leider konnte ich aufgrund des Dialekts den Namen so wenig verstehen wie den Großeils des Rests, den er mir erzählte. Welche Leistung er aber vollbracht haben mußte, verstand ich wohl erst am Samstag, nach dem Zweitages-Trial wirklich.
Gerhard und ich hatten vorab bekannt gegeben, dass wir uns am Donnerstag nachmittag im Nennbüro registrieren würden. Da wir alle Formalitäten per Email und Telebanking bereits im Vorfeld erledigt hatten, ging die Abwicklung ruck zuck. Wir erhielten noch die Information, dass wir 20 Minuten vor unserer Startzeit unsere Motorräder auf Regelkonformität überprüfen lassen mussten. Gerhard hatte die Startnummer 22, also Startzeit 10:11 Uhr, ich hatte Nummer 24, und startete somit eine Minute später.