46. Fourstroke-Trial Brockhöfe

19.-20. März 2011

Die Lebensphilosophie von R. Munstermann. Image: E. Diestinger
Die Lebensphilosophie von R. Munstermann. Image: E. Diestinger

Ursprünglich nicht eingeplant

"Hallo Alfred? Da ist der Peter. Warst du schon in Mekka?..."

"Peter, erinnerst dich nicht? Voriges Jahr waren wir beide in Brockhöfe..."

So begann sinngemäß das Telefonat, in dem mich Peter Ehringer davon überzeugte auch heuer wieder Freitag Nachmittag, nach der Arbeit, die 950 Kilometer (in eine Richtung) in Angriff zu nehmen um Montag früh wieder rechtzeitig in der Arbeit zu sein...Aber wenn Rudi Muezzin, äh Munstermann ruft, fährt man halt nach Broklahoma!

Schätze am ehemaligen Betriebsgelände, soweit das Auge reicht. Image: Alfred
Schätze am ehemaligen Betriebsgelände, soweit das Auge reicht. Image: Alfred

Der ganz normale Wahnsinn.

Die Teilnahme am 46. Fourstroke-Trial in Brockhöfe hatte ich ursprünglich nicht in meinem Terminkalender stehen. Zu viele andere Termine und die lange Anreise von über 950 Kilometer standen als vernunftgemäße Gründe dagegen. Aber diese Entstehungsgeschichte könnte gleich auch die Beschreibung der ganzen Veranstaltung sein. Unvernünftig, scheinbar widersinnig und eine gehörige Portion Dummheiten in deren positivsten Auswirkungen sind in Brockhöfe an zu treffen.

So verkümmern meine geradezu lächerlichen 950 Kilometer Anreise als sonntags-Spaziergang im Vergleich zu den Finnen, die zum Teil 1500 Kilometer und zwei Fähren für die Herfahrt in Kauf nehmen um im Fahrerlager inmitten von unzähligen "Schätzen" ein Wochenende verbringen zu können.

Mr. Fourstroke, Rudi Munstermann. Image: Alfred
Mr. Fourstroke, Rudi Munstermann. Image: Alfred

Alles Andere überragend:

Doch inmitten aller (sport)-historischen Schätzen überragt die Persönlichkeit von Rudi Munstermann alles andere. Mit der Kraft und Zähigkeit eines Zimmermanns baute das deutsche Trial-Urgestein die Veranstaltung in Brockhöfe zu einem einmaligen Event auf und ist auch noch Organisator des Inter Nordic Cups. Dass dieser Kerl auch schon über siebzig Jahre alt ist, merkt man nur daran, dass er nicht mehr selbst mit einem Trialmotorrad unterwegs ist und den Sektionsbau seinem Sohn Sven überläßt.

 

Gerade die Ecken und Kanten einer Persönlichkeit heben Individuen aus der Masse hervor. Wer die Geschichten von und über  Rudi hört, versteht rasch, dass es deren Besonderheiten in diesem Fall zur Genüge gibt.

Mika Janssons "NORFIELD", Schweden. Image: Alfred
Mika Janssons "NORFIELD", Schweden. Image: Alfred

Internationales Teilnehmerfeld

Das Gesamtpaket, dass Rudi und Sven Munstermann an diesem Wochenende für Ihre Teilnehmer schnürten gefiehl den Leuten aus nah und auch aus fern. Gäste aus Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Schweiz und Österreich konnten neben den deutschen Teilnehmern begrüßt werden. Außerdem fand sich in Brockhöfe eine Ansammlung der außergewöhnlichsten Trialmotorräder, die dieser Kontinent zu bieten hat, vorzüglich mit dem richtigen Rhythmus, nämlich mit Viertakt!

Der (Foto-)Jäger und seine Beute: H. Greiner, J. Cardenoso. Foto: Alfred
Der (Foto-)Jäger und seine Beute: H. Greiner, J. Cardenoso. Foto: Alfred

Der Bewerb:

Als Basis des ganzen Rundherums diente eine Klassik-Trial Veranstaltung mit 2-Tages-Wertung. Sven Munstermann hatte wiederum 30 Sektionen vorbereitet, die einmal pro Tag zu befahren waren. Für die Starrrahmenklasse wurden fünf Sektionen aus der Wertung genommen. Auf unnötige Abbänderungen der Sektionen wurde verzichtet. Lediglich die notwendigsten Pfeile und Bänder wurden gesteckt. Da alle nur in einer Spur fuhren, gab es unzählige Möglichkeiten an Varianten, die sich die Teilnehmer selbst auch ausdenken und befahren konnten. Dem Spieltrieb waren nur sehr wenige Grenzen gesetzt. Viele Teilnehmer nahmen den einen oder anderen Hügel noch in Ihre Spur auf, nur des guten Fahrgefühls wegen.  Dennoch, ist die Liste jener, die den ganzen Bewerb fehlerfrei beenden konnten in den vielen Jahren dieser Veranstaltung denkbar kurz.

Gefahren wurde in Gruppen, die nach den Klassen zusammengestellt wurden. Die Teilnehmer nahmen untereinander die Funktion des Punkerichters ein. Das großzügige Gelände, die vielen Sektionen sowie flüssig zu fahrende Sektionen verhinderten Staus.

Die sauberen Stiefel eines wahren Meisters: P. Ehringer, Foto: Alfred
Die sauberen Stiefel eines wahren Meisters: P. Ehringer, Foto: Alfred

Sektionen wie damals

Das Wetter war kühl, aber trocken. Somit blieb die wohl berühmteste Sektion des Bewerbs, die Schlamm-Pfanne, so ungiftig wie eine zahnlose Kobra. Zitat P. Ehringer: "Bei einem Meister bleiben die Stiefel sauber". Es ist wohl überflüssig, darauf hinzuweisen, dass Peters Stiefel am Ende des Tages glänzten, als wären sie neu gekauft.

Die Sektionen waren generell so gesteckt, wie sie in den sechziger Jahren zu fahren waren. Sandauffahrten, Kehren auf Sand, Schotter-Passagen, Wurzeln, Geröll, bis hin zur eingangs erwähnten Schlamm-Passage. Lediglich die tiefen Wasserdurchfahrten von damals fehlen in Brockhöfe, da sie heut zu Tage in unseren Breiten aufgrund der Auflagen nicht mehr verwirklichbar sind.

 

the biggest tube: nat. K. Pehams Pfeife. Image: Alfred
the biggest tube: nat. K. Pehams Pfeife. Image: Alfred

Da gab es auch eine Wertung...

Die abschließende Siegerehrung von Rudi Munstermann war wieder schlüssig und symptomatisch für die komplette Veranstaltung. Jede(r) Mitwirkende erhielt einen Preis. Und das fing bei den Leuten in der Küche an! Natürlich gab es auch Sieger in den verschiedenen Klassen, immerhing ging es um den Inter Nordic Cup. Aber vom Ersten bis zum Letzten jeder Klasse wurde jeder geehrt und erhielt einen Preis.

Fourstroke-Trial in Brockhöfe. Image: Alfred
Fourstroke-Trial in Brockhöfe. Image: Alfred

keinesfalls lauwarm

Das Fourstroke-Trial in Brockhöfe ist weit mehr als NUR ein Bewerb einer Serie. Es ist ein Gesamt-Paket am Emotion und good-feel mit einer ganz klaren Ausrichtung und Struktur, das niemanden kalt läßt. Man liebt es oder haßt es.

Diese  Positionierung wird im Marketing als "Unique Sales Position", also sinngemäß als Einzigartigkeit bezeichnet und wird von den Werbefachleuten als wesentlicher Schlüssel für den Erfolg bezeichnet.

 

In Broklahoma hat ihn ein Zimmermann diesen Schlüssel gefunden! 

 

...und mir gefällt es!

Alfred, März 2011

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