mein schönstes Weihnachtsgeschenk

Alfred: "mein schönstes Weihnachtsgeschenk!"
Alfred: "mein schönstes Weihnachtsgeschenk!"

genau heute, am 24. Dezember, vor einem Jahr waren meine liebe Andrea und ich am Weg ins Spital. Ein Familienmitglied war aufgrund einer akuten Erkrankung in intensivmedizinischer Behandlung und auch nach zwei Tagen noch immer nicht ansprechbar. Die Diagnose war eindeutig, eine Prognose betreffend des möglichen weiteren Verlaufes war allerdings unmöglich. Für die geplante Weihnachtsfeier bei uns zu Hause war weder die Konzentration noch die Kraft vorhanden.

 

Noch Tage zuvor waren wir der Meinung, uns gehe es doch wirklich gut, wir hätten alles was wir bräuchten usw. Ein Fingerschnipp des Schicksals alleine reichte, um aus diesen Tagträumen herausgerissen zu werden. Plötzlich fühlten wir uns sehr alleine und hatten das Gefühl vor einem unbewältigbaren Berg an Aufgaben und Problemen zu stehen. Da trösteten auch Statistiken wenig, die Auskunft gaben wieviele Menschen davon noch betroffen sind. Da halfen auch Geschichten von Bekannten, die wen kannten, der das auch hatte, überhaupt nichts. Die Vernunft sagte einem, "jeder in deinem Bekanntenkreis stand schon vor ähnlichen Situationen, da bist du nicht der Einzige!". Das Gefühl schrie unentwegt: "Warum wir? Warum muss das sein?... "

 

Doch plötzlich, wie Werbetexte von Internetseiten poppten sie auf. Die tatkräftige Hilfestellungen durch die Familie, die Unterstützung von Freunden. Die Palette reichte von wenigen Minuten des geteilten Frohsinns zur Ablenkung, bis hin zu psychosozialen Hilfestellungen bei konkreten Fragen. Für mich persönlich war die Trialszene, und hier naturgemäß besonders die Menschen rund um das  Klassiktrial, von ganz großer Bedeutung. Nur die Wenigsten wussten von meine aktuelle Situation Bescheid. Dennoch oder gerade deswegen ließen sie mich weiterhin an den kleinen und größeren Geschichten und Freuden teilhaben. Egal ob es Zusagen aus Schottland oder der Aufbau eines neuen Mopeds war. Philosophisch betrachtet mag das alles als Banalitäten bezeichnet werden. Menschlich gesehen, ist das aber die Würze des Lebens. Es waren und sind die kleinen Freuden zum Glück.

 

Trialsport wurde für mich zu einer behütet und geschützte Plattform,  in der ich ein paar unbeschwerte Stunden verbringen konnte. Egal ob dabei die wettkampfmäßigen Ambitionen oder die Prioritäten doch eher auf den Nachtisch orientierte waren. Ich habe kennengelernt, wie wichtig und bedeutsam eine Szenerie sein kann, bei der man die persönlichen Sorgen und Probleme - und sei es nur für eine kurze Dauer - wie in einer Garderobe am Eingang ablegen kann. Diese Aufgabe und Besonderheit ist bedeutsam und schützenswert. Erfahrungen wie meine aus dem Vorjahr machen bescheiden und auch demütig. Die Prioritäten verschieben sich dabei ganz klar. Am eigenen Leibe habe ich  erfahren, welch gute Medizin gute Laune tatsächlich ist. 

 

Dieses Jahr werden Andrea und ich das Familien-Weihnachtsfest  doch bei uns zu Hause organiseren. Dabei werden wir beide auf Geschenkspakete verzichten. Die brauchen wir nicht. Diesmal wird wieder die komplette Familie um Punkt 18.00 Uhr nach dem Klingeln der Glocken im Wohnzimmer, bei abgedunkeltem Licht  den Duft der brennenden Wachskerzen und funkelnden Wunderkerzen am Weihnachstbaum bewundern. Ärzte und Patient haben tolle Arbeit geleistet. Wir sind wieder nahe an dem dran, das wir noch vor einem Jahr als Normalität bezeichneten. Es gibt kein größeres Geschenk!

Auch Kater Flo'Ji wünscht: "Frohe Weihnachten!"

Ich wünsche Euch allen 

ein frohes und geruhsames Weihnachtsfest im Kreise Eurer Liebsten!

 

Alfred