Rep: Trialtraining mit Dougie Lampkin, Salzstiegl 21.6.2019

Kurzentschlossen und ohne groß Rücksprache zu halten, ergriff Regina Kaltenegger, Betreiberin des Moasterhauses*** vom Trialpark Salzstiegl die Gelegenheit um einen sensationellen Coup zu starten. Niemand Geringerer als der zwölffache Trialweltmeister Doug Lampkin konnte als Trainer zu einem Trialkurs im Trialpark Salzstiegl gewonnen werden.

Am 21.Juni 2019 wurden insgesamt 26 Teilnehmer wurden auf zwei Kurse aufgeteilt, die jeweils am Vor- bzw. Nachmittag abgehalten wurde. Sichtlich erfreut war „Dougie“ darüber, dass der Hausherr des Trialparks, Friedl Kaltenegger die Begrüßung gleich in englischer Sprache hielt und umgehend klar gestellt wurde, dass die Teilnehmer damit kein Verständigungsproblem hatten. Lampkin entschuldigte sich sogar dafür, dass er nur ein deutsches, aber unschönes Wort verstünde. Er hatte es am Vortag an einem Kurs andernorts gelernt: „scheise“.

An sich hätte es  Routinejob für den Weltmeister werden können:

Zuerst wurden ein paar Hütchen ins Gelände gesetzt, um das Fahrkönnen bzw. Stärken und Schwächen der Teilnehmer einschätzen zu können. Dabei gab es schon einmal Kostproben von weltmeisterlicher Fahrtechnik. Bei den Übungen gab es die Teilnehmer Hints und Tips. Das wiederholte sich mehrfach an einigen Plätzen des übergroßen Geländeangebot im Trialpark Salzstiegl. Leider war abends keine Zeit mehr vorhanden, da der Flug schon gebucht war, um seinen Repräsentationsaufgaben für den spanischen Hersteller Vertigo auch beim WM-Lauf in den Niederlanden nach zu kommen.

Länger in Erinnerung!

Doch diesen Lehrgang wird Doug Lampkin sicher etwas länger in Erinnerung behalten! Da schon am nächsten Tag ein Lauf zum Klassik-Trial A-Cup im Trialpark Salzstiegl stattfand,  nutzten einige Klassik-Trialer die Gelegenheit des Fenstertages um gleich auch für diesen Lehrgang zu buchen. So waren mehr als ein Drittel der Teilnehmer mit klassischen Motorrädern unterwegs. Die Bandbreite reichte von einer ruhig laufenden Fantic 200, über seltene Reiter-CZ bzw. Drayton Villiers oder einige Bantam Varianten,  bis hin zu den exzellent aufgebauten Pölz-BSA 4-Taktern. Die Überraschung darüber war dem Lehrmeister sichtlich ins Gesicht geschrieben. Weltmeisterliche Begeisterung löste jedoch die Performance von Erich Diestinger mit seiner behinderungsbedingten Lenkergrifflösung aus.  

„Nur mit dem Herzen sieht man gut…“

sprach der Fuchs zum kleinen Prinz in der gleichlautenden Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry. Doug Lamkin wurde 1976 geboren.  Im Jahr 1991 gewann er seinen ersten Titel in England (Schoolboy B Britisch Chmpionship). 1993 war er Europameister, 1994 gewanner erstmals einen seiner 12 Gesamtsiege beim Scottish Six Day Trial, 1997 wurde er erstmals Weltweister (Indoor, Outdoor, Trial der Nationen - Mannschaft).  Diese stark verkürzte historische Betrachtung zeigt, dass Lampkin alle diese Erfolge schon auf Monoshock-Motorrädern erzielte. Es war in einer Zeit nachdem der Spanier Jordi Tarres die Fahrtechnik im Trialsport um Elemente aus dem Fahrradtrial ergänzte und somit endgültig den „modernen Fahrstil“ begründete.

 

Im Gespräch bestätigte der Weltmeister, dass er eine Sammlung an klassischen Trialmotorrädern besitzt. Die Verführung durch den hervorragenden Motorlaufs und Fahrwerks der Pölz-BSA Motorrädern war dann aber doch zu groß. Zur großen Freude Ihrer Besitzer fragte Lampkin an, ob er diese einmal etwas testen dürfe. In der Sekunde, als Lampkin auf diese 4-Takter aufstieg, bewegte er diese weitestgehend klassisch.

 

OK, unter den Sponsoren von Lamkin scheint unter anderen „Belstaff“ auf. Jene Marke, die seit über 100 Jahre nahezu unverändert eine gewachste Leinenjacke „Trialmaster“ produziert, die als Innbegriff für PRE65-Trialkleidung gilt.  Man könnte auch berücksichtigen, dass Dougies Vater Martin Lampkin im Jahr 1975 den erstmals ausgeschriebenen FIM-Weltmeistertitel gewann. Sein Onkel Arthur war schon in den 1960er Jahren im Trialsport äußerst erfolgreich. Unabhängig all dessen, beherrschen alle Top-Fahrer auch die klassischen Techniken in Perfektion. Wenngleich der Brite  scheinbar mühelos auch die dicksten Baumstämme überquerte, verzichtete Doug Lampkin beim Test eines klassischen Motorrad auf moderne Techniken wie  Sprungwenden, Saltis, oder irgend ein sonstiges Gehüpfe. Nein, in aller Ruhe zog er damit klassisch fahrbare Spuren und zeigte perfekte Bodyleanings. Frei von jeglicher Showeinlage genoß er sichtlich das Blubbern der 4-Takter. Nicht nur sein breites Lächeln in seinem Gesicht  darf als Indiz dafür gewertet werden, dass Dougie auch ein großes Herz für diese –klassische- Fahrweise hat.

Video, Doug Lampkin auf Pölz BSA B40:

Umgang mit eigenem Erfolg

Wer bei den Ausführungen des Lehrmeisters genau hinhörte, war auch Zeuge dessen, was er nicht erzählte: Lampkin fuhr 1994-2006 in der Trial-Weltspitze und erreicht dabei 12 WM-Titel und heimste unzählige nationale Meistertitel ein. Noch im Jahr 2018 gewann er das international renommierte Scottish Six Day Trial zum 12. Mal und wurde im Jahr 2019 knapp zweiter. Er machte Schlagzeilen, als er 2016 den Rundkurs  der TT Isle of Man (über 60km) ausschließlich am Hinterrad im Rahmen der  „Wheely Challenge“  absolvierte. Er könnte wohl wochenlang Anekdoten von sich und seinen Trialerfolgen oder –Abenteuern erzählen. Doch nicht einmal der geringste Anflug von Selbstdarstellung oder Eigenvermarktung war festzustellen oder zu hören. Stattdessen standen ausschließlich der Gastgeber und die Teilnehmer im Mittelpunkt. Was gibt es für einen Hobbyfahrer schöneres, als aus einer Übungssektion raus zu fahren, und von einem freudig lachenden Champion den Bultaco-Daumen gezeigt bekommen!

 „… das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“ (auch „der kleine Prinz“).  

Champion und coole Socke!

 

Da es an diesem Tag von Niemanden mehr ausgesprochen wurde, kann es durchaus sein, dass das böse Wort mit „sch…“ beim Briten wieder in Vergessenheit geraten ist.  Es war erkennbar, dass der Weltmeister den Mix der Teilnehmer/Innen und die entspannte Atmosphäre wirklich genoss.

 

Dougie Lampkin präsentierte sich in jedem Fall als äußerst bodenständig, sympatisch und humorvoll. Er ist ein wahrer Champion und eine coole Socke! 

Nachtrag:

Für alle jene, die nicht beim Kurs von Dougie Lampkin dabei waren oder dabei sein konnten, gibt es einen abschließenden Tipp:

 

Redet bei nächster Gelegenheit mit Regina Kaltenegger über diesen fantastischen Event  und gebt Ihr gleich auch eine Buchungszusage, für den Fall, dass Sie wieder eine solche Granate in das Moasterhaus*** am Trialpark Salzstiegl holt.

 

Wäre gut möglich, dass sie dann kurzentschlossen einen solchen Coup wiederholt! Produkte leben von Angebot und Nachfrage! ;-)

 

www.salzstiegl.at !

Mediazone:

Video, lang, Teilnehmer

Fotogallerie, Klassik-Teilnehmer/Innen

Linktipps:

 

Bericht auf luposgarage.at >>

Bericht auf trials.at >>

 

 

 

 

Text: Alfred, 2019

Fotos: Trialpark Salzstiegl, www.salzstiegl.at

Videos: Lupos Garage, www.luposgarage.at