Bericht:  I wü oba i kau net Trial, Wöllersdorf. 4. Jän. 2015

Ei des Kolumbus. Quelle: www.wikipedia.at
Ei des Kolumbus. Quelle: www.wikipedia.at

Legendär

Dem Mythos nach, sei bei einem Essen im Hause des Kardinal Mendoza im Jahre 1493 behauptet worden: „Das hätte ja jeder andere auch vollführen können!“. „Der Unterschied ist, meine Herren, dass sie es hätten tun können. Ich hingegen habe es getan.“ soll die spontane Antwort, des gerade von der ersten Entdeckungsreise zurückgekehrten Christoph Columbus gewesen sein. Nachdem er auf legendär einfache Weise ein Ei  auf der Spitze auf einen Tisch platzierte und somit das scheinbar Unmöglich schaffte. 

Wintertrial: "Sowas sollte man doch wieder einmal machen". Image: www.videohome.at
Wintertrial: "Sowas sollte man doch wieder einmal machen". Image: www.videohome.at

Und wie soll das funktionieren?

Die alten Hasen der Trialszene schwelgten immer wieder nostalgischen Erinnerungen und erzählten dabei Geschichten vom Winter-Cup oder z.B. vom Wintertrial in Mannersdorf aus den 1970er Jahren. „Sowas sollte man wieder mal machen…“ war dabei immer wieder zu hören. Aber das ist heutzutage unmöglich. Wie sollte man für ein Trial im Winter die Punkterichter motivieren können? Wie sollte man in der Kälte ein Wertungssystem in Betrieb halten? Wie sollte man das Unfallrisiko in vertretbarem Rahmen halten. Und das alles bei einer zu erwartenden sehr geringen Teilnehmerzahl. Da ist das Verlustrisiko doch wirklich viel zu hoch!

Organisator Karl Flanner. Quelle: www.videohome.at
Organisator Karl Flanner. Quelle: www.videohome.at

Abenteurer

So wie Christoph Columbus vor über 500 Jahren, scherte sich Karl Flanner nur wenig darum, was man tun sollte, oder wie etwas gemacht werden sollte. Er konzentrierte sich darauf, die Aufgabenstellungen vor Ort zu lösen, um ein Trial der besonderen Art anbieten zu können. Und das tat er auch!

Die Gründer des Trainingsgeländes  Harald Nehiba mit Helfer Kurt und Andi. Image: www.trials.at
Die Gründer des Trainingsgeländes: Harald Nehiba mit Helfer Kurt und Andi. Image: www.trials.at

Trainingsgelände Wöllersdorf

Das von Harald Nehiba mit Helfer Kurt und Andi neu gestaltete Trialgelände bei Wöllersdrof mit etwa 6500m² Fläche, war die Basis für die Veranstaltung eines Party-Trials im bewußt kleinen Kreis. Ursprünglich hoffte man, genug Freunde motivieren zu können, auch im Winter Ihre Mopeds aus der Garage zu holen. Die Info über die Veranstaltung verbreitete sich jedoch wie ein Lauffeuer und binnen weniger Tage gab es so viele Anfragen, dass alle zu vergebenden Startmöglichkeiten bereits mit Teilnehmern belegt waren und man ganz offiziell den Meldeschluss verlautbaren musste. Den besonderen lokalen Anforderungen entsprechend, war schon das Motto „I wül ober i kaun net Trial“ ganz bewußt gewählt. Es war kein Bewerb im üblichen Sinn. Karl Flanner verwies mehr als nur einmal, dass es keine Preise gäbe und dass es nichts zu gewinnen gäbe. Mit großer Eleganz wurde damit jeglicher, auch behördlicher Gegenwind umschifft, und das Winter-Partytrial überhaupt ermöglicht. Zu einer Party gehört aber auch eine richtige Verköstigung. Gulaschsuppe, Glühwein und auch sonstige Getränke waren in der geringen Unkostenbeteiligung für die Trialvorbereitung und Verköstigung inkludert!

Trainingsgelände mit viel Verstand und Herz gebaut. Image: www.videohome.at
Trainingsgelände mit viel Verstand und Herz gebaut. Image: www.videohome.at

Ideale Trainingsmöglichkeit in Wöllersdorf

Gerade die überschaubaren Größe des Geländes in Wöllersdorf ließ rasch erkennen, dass mit viel Hirn, Herz und Hingabe gebaute unterschiedlichste Trainingsmöglichkeiten vorhanden sind. So wird hier sogar Sektionsmaterial aus dem internationalen Hallentrial Wr. Neustadt, das im Jahr 2015 auch zur Indoor-WM zählt, zwischengelagert und für Trainingszwecke zur Verfügung gestellt. Welche Energieleistung dieses Gelände aber tatsächlich erfordert, zeigt schon der Umstand, dass die Betreiber trotz der Nähe zur Autobahn und Bahntrasse bereits mit drei Anzeigen konfrontiert waren. Die bisher gezeigte und erfreuliche Disziplin der Trialfahrer machten es möglich, dass jegliche Bedenken beseitigt werden konnte und bestes Einvernehmen mit Behörden und Anrainern besteht. Solche Anekdoten veranschaulichen aber sehr gut, auf welch schmalem Grad sich die Betreiber dieses Trainingsgeländes bewegen und verlangen größten Respekt und Hochachtung.

Der 13jährige Marco Mempör beseitigte die Zweifel der Macher. Image: M. HenglSeine vernünftige Selbsteinschätzung gab den Ausschlag zum Start der Veranstaltung: der 13jährige Marco Mempör. Image: M. Hengl
Der 13jährige Marco Mempör beseitigte die Zweifel der Macher. Image: M. Hengl

ein 13jähriger beseitigte die letzten Zweifel

Ein asphaltierter Gemeindeweg führt direkt zum Trialgelände und ist auch mit Anhänger gut zu erreichen. Der Start war für 10.00 Uhr angesagt, doch schon um kurz nach 9.00 Uhr herrschte reges Leben im Fahrerlager. Der Winter machte seinem Namen alle Ehre. Schneefall hüllte die Landschaft unter eine wenige Zentimeter dicke weiße Decke. Das führte zu vielen Diskussionen. Karl Flanner lernte bereits zum Auftakt die erste Veranstalter-Regel kennen: „Frage drei Menschen und du wirst fünf Meinungen erhalten…“. So stand auch eine Terminverschiebung um zwei Tage im Raum. Vor allem etliche künstlich gebaute Sektionen für die Spur blau waren verflixt rutschig. Das Risiko für die Fahrer dabei war nur schwer abschätzbar. Zwischen all dem Für und Wider an Argumenten, kam der knapp 13jährige Marco Mempör auf Karl Flanner zu und informierte den Veranstalter darüber, dass er aufgrund der schwierigen Verhältnisse nicht die blaue Spur sondern lieber in Gelb fahren wolle. Diese verblüffend einfach Lösung aufgrund der klaren Selbsteinschätzung sowie vernunftgemäße Aussage eines so jungen Burschen, war für Karl Flanner der entscheidende Moment das Partytrial doch wie angekündigt zu veranstalten. Da sich auch das Wetter besserte und der Schnee abtaute, wurde der Start zeitlich geringfügig verschoben. Weitere Teilnehmer folgten auch dem Beispiel von Marco und bestätigten somit auch die Entscheidung des Veranstalters. Sie trugen somit wesentlich zur Sicherheit und auch für einen zwischenfallsfreien Sonntag Vormittag bei.

Tuner Thomas jun. Image: M. Hengl.
Turner Thomas jun. Image: M. Hengl.

Bestehendes verfeinert

Insgesamt wurden vier Spuren vorbereitet und nach dem Farbenmuster im ÖTSV-Cup ausgeschildert. Dabei waren jeweils fünf Sektionen für die Spuren weiß/grün sowie gelb/blau separat vorbereitet, die viermal zu befahren waren. Kleinen Gruppen mit zumeist fünf Teilnehmern werteten sich gegenseitig. Die Sektionen waren prinzipiell für moderne Motorräder gebaut, aber die Spuren weiß/grün waren auch für Oldtimer sehr gut fahrbar. Trotz der modernen Ausrichtung der Sektionen wurde nach dem Klassik-Trial A-Cup Wertungssystem, also „Vorderradstillstand + Fuß = 5 Punkte“ beurteilt. Durchaus interessant war die Lösung der Wertungskarten. Das Pinnadel-Stecksystem, das aus dem A-Cup bekannt ist, wurde weiterentwickelt. Statt an vorgegebenen Stellen für die erzielte Punktezahl einzustechen, wurden die Anzahl der Punkte in die Karte eingestochen. Also z.B. drei Durchstiche für drei Punkte. Das ermöglichte eine sehr handliche Punktekarte, die auch für alle zwanzig Sektionen reichte. Da es nichts zu gewinnen gab, wurden die Punkte auch gar nicht gleich vor Ort ausgewertet. Vergleichbar mit dem international bekannten südenglischen Talmag-Klassik-Trial, werden die Punktewertungen im Nachhinein bekannt gegeben.

Karl Flanners Ladlsspiel. Image: www.videohome.at
Karl Flanners Ladlsspiel. Image: www.videohome.at

Ladlspiel

Den Abschluss bildete kleine Tombola, bei der unter allen Punktekarten vier Teilnehmer gezogen wurden. In Anlehnung des berühmten Ladlspiels aus der Fernsehsendung Tritsch Trasch mit Josef Kirschner durften sich die vier Teilnehmer jeweils eine verschlossene Schublade aus einem Kisterl aus suchen. In den Laden befanden sich kleine Sachpreise und ein Hauptpreis. Mit viel Liebe zu Detail wurde aus einer kleinen Verlosung ein unterhaltsamer Tagespunkt geschaffen.

Bolterauer Pascal. Image: M. Hengl
Bolterauer Pascal. Image: M. Hengl

auch für Serienverantwortliche lehrreich

Auffallend war auch, dass es einige Teilnehmer gab, die bis dahin noch nirgendwo an einem Bewerb teilgenommen hatten und gerade beim Partytrial erstmals in die Szene schnupperten. Auch wenn es sich bei dieser Veranstaltung nicht um einen Bewerb handelte und daher für einen Meisterschaftsbetrieb nicht 1:1 umsetzbar wäre, macht es durchaus Sinn auch für Serienbetreiber solche Veranstaltungen genauer unter die Lupe zu nehmen und entsprechende Erkenntnisse daraus zu ziehen. Ich kann nur sagen: Ich habe mir einige Eintragungen in mein „Notiz-Bücherl“ gemacht.

Gratulation und Respekt für jene, die die Trialparty ermöglichten! Image: M. Hengl
Gratulation und Respekt für jene, die die Trialparty ermöglichten! Image: M. Hengl

Unvergesslich

Ja es stimmt. Es gab nichts Neues in Wöllersdorf zu sehen. Das gab es doch schon so  oder so alles irgendwann und irgendwo einmal. Es trifft auch zu, dass diese Veranstaltung wohl die meisten von uns auch hätten machen können. „Der Unterschied ist, meine Herren, dass wir es hätten tun können. Die Betreiber des Trainingsgeländes in Wöllersdorf und für diese Veranstaltung allen voran, Karl Flanner mit seiner tatkräftig unterstützenden Frau hingegen haben es getan.“ Es wurde zwar nichts weltbewegendes wie eine zufällige Entdeckung eines neues Kontinents vollbracht, aber das Party-Trial von Wöllersdorf vom 4.1.2015 werde ich wohl genau so wenig vergessen, wie die Jahreszahl 1492!

Infozone:

Fotogallerie bei Alf Koch: www.trials.at
Fotogallerie bei Alf Koch: www.trials.at

Punktewertungen

Wertung weiß
Punkte
 Turner Thomas jun. 12 
Nehiba Harald 16
Titz Doris 21
Sven ausgef.
Bolterauer Pascal ausgefal.
Wertung Grün
Punkte
Diestinger Erich
Sagmeister Edwin
2
Spatzl Roland
5
Wagner Alfred
6
Turner Thomas sen.
7
Winstey Franz 10
Schober Walter 18
Wertung Gelb
Punkte
Hüttinger Gerhard 30 
Leitner Heinz
31
Bartonik Karl
33
Hermann Andreas 34
Weber Thomas
38
Liska Michael
38
Mempör Marco 41
Grabner Erwin 54
Eder Alfred 55
Fuchs 61
Wertung Blau
Punkte
Leitner Andreas
12 
Krankl Florian
23
Hengl Berni
26
Mitteregger Clemens
41
Deinbacher Daniel
42
Schildbeck Sascha
49
Wally Martin
73

Alfred, Jänner 2015