Portrait: Markus Adamec

a-trial.at im Gespräch mit dem Gewinner der Klasse Twinshock im A-Cup 2011: Markus Adamec

1987: Adamec Racing Team: Markus 2.vl, Herbert 3. vl, Adi 2. vr. Archiv Adamec.
1987: Adamec Racing Team: Markus 2.vl, Herbert 3. vl, Adi 2. vr. Archiv Adamec.

Einer für Alle, Alle für Einen!

Trialsport ist Familiensport im Hause Adamec. Bei meinem Besuch bei Markus Adamec, saßen wir sofort gemeinsam mit dem Vater Herbert und wenig später mit dem Onkel Adi an einem Tisch. Die Frauen der beiden benachbarten Häuser (Mutter Margarete und Tante Lucia) begrüßten mich herzlich. Nachdem sichergestellt war, dass für das leibliche Wohl des Gastes gesorgt war, zogen sich die Frauen zurück und überließen uns Männer den "adrenalinangereicherten Fachgesprächen". Das dürfte wohl zur Routine in den beiden Häusern von Herbert und Adi Adamec gehören. Fast nach dem Motto: „Solange die Männer reden, stellen sie nichts an…“ ;-)

 

a-trial: Markus, Gratulation zum Gewinn des A-Cup 2011, Klasse Twinshock!

Markus: Danke, die Veranstaltungen waren allesamt äußerst unterhaltsam und haben viel Spaß gemacht. Der Gesamtsieg dieser Wertung wird mir in schöner Erinnerung bleiben.

2011: Die drei besten im A-Cup 2011: vlnr. J. Wallmann (3.), M. Adamec (1.), F. Krankl (2.). Image: R. Georgieff
2011: Die drei besten im A-Cup 2011: vlnr. J. Wallmann (3.), M. Adamec (1.), F. Krankl (2.). Image: R. Georgieff

a-trial: Du wurdest in den Jahren 2007-2009 ASKÖ-Meister, 2008 zusätzlich OSK-Staatsmeister und 2010 Zweiter in der ASKÖ-Meisterschaft. 2011 hast du nur noch im A-Cup konsequent teilgenommen und warst bei den modernen Meisterschaftsläufen nur noch sporadisch dabei. Warum?

Markus: Die Gründe dafür sind vielschichtig. Doch beim Klassik-Trial habe ich wieder etwas vorgefunden, das mir in den modernen Meisterschaftsläufen zusehends zu fehlen begann: Spaß und Kameradschaftlichkeit. Natürlich werde auch ich älter, die meisten Fahrer ,mit denen ich mit dem Trial begann, sind nicht mehr im Meisterschaftsbetrieb. Die jungen Löwen drängen nach, die „Szene“ ändert sich. Das ist normal. Die Atmosphäre unter den Fahrern –trotz aller sportlichen Rivalität in den Sektionen auch damals- hat sich aber geändert, leider verschlechtert, wie ich meine.

1985: adaptierte Fantic 50 als Weihnachts-geschenk im Badezimmer, Vater Herbert sützt zur Sicherheit das Moped. Archiv Adamec.
1985: adaptierte Fantic 50 als Weihnachts-geschenk im Badezimmer, Vater Herbert sützt zur Sicherheit das Moped. Archiv Adamec.

a-trial: Laß uns beim Beginn anfangen: Wie kamst du zum Trial?

Margarete (Anm. war bei dieser Frage kurz anwesend, weil sie geprüft hatte, ob mir Herbert bereits einen Kaffee angeboten hatte): mit sechseinhalb Jahren hatte er eine Honda Monkey. Im Wald stellte er neben einem Baum immer Stöcke auf, um zu prüfen, wie eng diese sein dürfen ,um trotzdem hindurch zu kommen. Einen passenden Helm gab es damals nicht. Aber wir konnten ihn wenigstens überzeugen, ein Strickhütchen als „Zeckenschutz“ zu tragen.

Markus: mit neun einhalb Jahren bekam ich mein erstes Trialmoped, eine Fantic 50 cm³.

Adi: da mußten wir den Sitz entfernen und die hintere Feder kürzen, damit Markus wenigstens mit den Fußspitzen den Boden erreichen konnte. Anfangs gab es nur 0 oder 5 (mit umgefallenem Moped).

Markus: aber zu meinen Trialanfängen gibt es bereits auf der Seite von Joe Wagner, www.webermichl.at einen schönen Bericht (Anmerkung: zum Report von Joe Wagner).

1992: Markus auf Fantic 305. Archiv Adamec.
1992: Markus auf Fantic 305. Archiv Adamec.

a-trial: Was waren deine ersten sportlichen Ziele?

Markus: Richard Hitzler, Erich Brandauer und Mario Mempör trainierten intensiv gemeinsam. Als jüngster kam ich zu dieser Gruppe hinzu. In dieser Trainingsgemeinschaft pushten wir uns gegenseitig hoch. Immer wieder galt es, Hindernisse und Trainingssektionen als erster zu schaffen.

In der Blauen Spur der damaligen OGT war mein erstes Ziel, den von der Staatsmeisterschaft zurückgekommenen Onkel Adi zu schlagen.

Adi: um Markus zu motivieren, lud ich ihn zu einem Essen ein, wenn er mich das erste Mal besiegen würde.

Markus: … das Essen war bereits am Sonntag, meines ersten Bewerbs in der Blauen Spur fällig, da war ich bereits erfolgreicher als Adi… (Anm. Adi und Herbert kommentierten diese Ergänzung mit lautem Gelächter). 1993 stieg ich auf in die grüne Spur der OGT, da galt es Gerhard Tusch zu besiegen. Diese Klasse konnte ich 1994 gewinnen. 1995 wechselte ich als „OGT-Meister“ in die rote Spur der OSK Staatsmeisterschaft und wurde mit überlegenem Abstand… Letzter! Das Leistungsvermögen von Brandauer und Hitzler trieben das Sektionsniveau nicht nur für mich in unfahrbare Höhen. 1997 wurde daher eine A- und B-Meisterschaft eingeführt. Die B-Wertung konnte ich 1998 gewinnen.

2000: Show Kirchberg, im Sprung von dieser 2,3m hohen Rampe. Archiv Adamec.
2000: Show Kirchberg, im Sprung von dieser 2,3m hohen Rampe. Archiv Adamec.

a-trial: Was waren dein persönliche Höhepunkt im Trialsport?

Markus: Natürlich steht der Pokal für den ersten Staatsmeisterschafts-Titel 2007 bei mir an vorderster Stelle.

Doch die Geschichte von 2003 hatte mich wohl am meisten emotional bewegt (Anm.: und blickt dabei seinen Vater Herbert an): am Weg vom Meisterschaftslauf von Bachner in Lunz/See nach Hause, als der Motor des Ducato mit einem kapitalen Schaden den Dienst verweigerte. Reparaturkosten von ca. € 5000,- standen bevor und die Frage, woher das Geld dafür nehmen. Am darauffolgenden Freitag kam der Vater ins AKH wegen einer Herzklappen-Operation. Am Sonntag darauf konnte ich den Lauf in Altlengbach für mich entscheiden. Woher ich die Konzentration und Kraft nach all diesem Stress holen konnte, kann ich heute nicht mehr sagen.

a-trial: Gab es auch Rückschläge im Trialsport?

Markus: 1996 hatte ich mich bei einem Sturz verletzt, inkl. Bänderzerrung, heftige Abschürfungen, sowie zwei gebrochener Zehen. Aufgrund bestehender Verträge musste ich starten, obwohl ich noch nicht auskuriert war. 1997 war für mich eine völlig verkorkste Saison. Ich trainierte viel, kam aber nicht voran. Die Motivation war so gering wie nie.

2008: mit Punktemaximum auf 4Takt Sherco den ASKÖ und OSK-Titel gewonnen.
2008: mit Punktemaximum auf 4Takt Sherco den ASKÖ und OSK-Titel gewonnen.

a-trial: Gibt es eine oder mehrer Geschichte(n), an die du dich besonders gerne erinnerst?

Markus: ja, lustige Geschichten gibt es nach so vielen Jahren unzählige. Aber der Staatsmeistertitel von 2008 war sicher in Highlight. Nach meinem Wechsel auf die Sherco 3.2 (4takt) war ich neu und voll motiviert. Unkenrufe, wie „diese 4takt geht eh nicht…“ stachelten mich zusätzlich an. 2008 paßte alles: Motorrad, Motivation, körperliche Verfassung: Ich gewann die ASKÖ-Meisterschaft, die OSK-Meisterschaft, hatte das Punktemaximum in der Wertung stehen. Aber auch die Tatsache, der erste (und für die nächste absehbare Zeit auch letzte) österreichische Staatsmeister mit einem 4takt-Motorrad zu sein, gibt ein gutes Gefühl.

Zum Bericht auf www.trialsport.at. >>

 

2011: ...freundschaftliche Gedanke... geht vor. Image: R. Georgieff
2011: ...freundschaftliche Gedanke... geht vor. Image: R. Georgieff

a-trial: zurück zum A-Cup, worin liegen deiner Meinung nach die Stärken der Gruppenwertung?

Markus: Der freundschaftliche Gedanke unter den Teilnehmern geht vor, es geht nicht um den Sieg!

Herbert: Mit Joe Wallmann hatten wir vorher kaum Kontakt. Beim A-Cup begrüßte er uns so herzlich, als hätten wir schon zig Nächte gemeinsam durchgezecht…

Markus: Im modernen Trial hat man beim Lauf nur seinen Betreuer um sich und keine Freunde. Früher sind wir zumindest in der ersten Runde immer zu dritt oder zu viert gefahren und haben die Sektionen gemeinschaftlich analysiert. Für mich war das Fahren in der Gruppe kein Problem.

1999: Trial der Nationen Luxenburg, 5. Platz in der 2. Klasse, 2 Stunden zusätzliche Fahrzeit um gemeinsam fahren zu können. vlnr: R. Brandauer, F. Schlögl, M. Mempör, M. Adamec, W. Leitner. Archiv Adamec.
1999: Trial der Nationen Luxenburg, 5. Platz in der 2. Klasse, 2 Stunden zusätzliche Fahrzeit um gemeinsam fahren zu können. vlnr: R. Brandauer, F. Schlögl, M. Mempör, M. Adamec, W. Leitner. Archiv Adamec.

a-trial: Wo liegen die Schwächen der Gruppenwertung?

Markus: Aus sportlicher Sicht kann man bei der Gruppenwertung nicht 100% seiner Leistungsfähigkeit abliefern. Beim andauernden Warten aufeinander kühlt der der Körper aus, man verliert den eigenen Rhythmus. Doch das betrifft den Leistungssport, Beim A-Cup fällt das überhaupt nicht ins Gewicht.

2011: M. Adamec auf Snezzy-Honda. Image: R. Georgieff
2011: M. Adamec auf Snezzy-Honda. Image: R. Georgieff

a-trial: Montesa, Fantic, GasGas, Sherco. Das sind die Hersteller, die man mit Adamec verbindet. Doch seit kurzem Adamec Racing auch für einen weiteren Hersteller: Honda aus der Edelschmiede Snezzy in Belgien. Wie kommt das?

Markus: Schau raus in unsere Garage, unsere Sammlung an Montesa und Fantic ist ziemlich umfangreich. Wir suchten nach einer neuen Aufgabe, einer neuen Motivation. Ich habe den Eddy Lejeune auf seiner Honda schon als Jugendlicher gesehen.

Adi: Aber die Serien-Hondas waren für uns damals schon nicht leistbar. Die Werksmotorräder kosteten gleich nochmal so viel! Jetzt haben wir die Möglichkeit, diesen alten Traum zu realisieren.

a-trial: Bei den Hondas restauriert Ihr nicht selbst, sondern vertraut auf die Künste von Edi Moerman vom Snezzy-Team in Belgien.

Markus: Wir haben mittlerweile drei Hondas von Edi. Die Geometrie und Fahrbarkeit einer Lejeune-Replica entsprechen nahezu den Eigenschaften eines Motorrads von heute. Snezzy baut die Motorräder vollständig neu auf und hat auch noch die Quellen für alle erforderlichen Ersatzteile an der Hand. Die Motoren werden vom ehemaligen Mechaniker, mittlerweile 68 Jahre alt, von Leujeune bearbeitet, die Auspuffe von einem über siebzigjährigen Spezialisten geschweißt. Dieses Wissen der ehemaligen Werksspezialisten wird uns leider nicht mehr ewig zur Verfügung stehen und machen daher die Snezzy-Hondas zu etwas Besonderem. Das repräsentiere ich gerne.

 

a-trial: Danke für das Gespräch.

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